Rollstuhl-Rugby
seit 25 Jahren
in Deutschland

 2017 war das Jahr der Jubiläen im Rollstuhlsport. Der DRS wurde 40 Jahre alt, der Fachbereich Rollstuhl-Rugby feierte silbernes Jubiläum (25 Jahre). Nachfolgend ein kleiner Rückblick: 

 Am 26.10.1992 kamen 10 Spieler aus Großbritannien nach Deutschland, um 25 Interessierten in Duisburg das Spiel Rollstuhl-Rugby näher zu bringen. Damit begann eine Sportart ihren Lauf über Gesamtdeutschland zu nehmen, die immer mehr Anhänger und Zuschauer findet. 

 Nach 25 Jahren liegt es auf der Hand, dass nur noch wenige sich an die Anfangszeit erinnern können und auch viele der heute Aktiven wenig über die Geschichte des eigenen Sportes wissen.

Nach 25 Jahren hat man den Umstand, dass nur noch wenige sich an die Anfangszeit erinnern können und auch somit viele der heutigen Aktiven wenig über die Geschichte des eigenen Sportes wissen. Selbst mir als derzeitige 2. Vorsitzende und langjährige Ausschussvorsitzende Schiedsrichterwesen geht es so. Obwohl ich schon seit 2001 dem Sport festverbunden bin, kenne auch ich nur 3 der 5 „1. Vorsitzenden des Fachbereiches“, die die Arbeit der letzten 25 Jahre ermöglicht haben.

Anke Opiela, 2. Vorsitzende (2017)

Einer der „Gründungsväter“ von Rollstuhl-Rugby in Deutschland darf definitiv nicht unerwähnt bleiben:

Horst Strohkendl war 1992 beim ersten Lehrgang dabei und bis zu seinem überraschendem Tod im August 2018 noch im Sport involviert: Ob als jahrelanger Klassifizierer, Nachwuchsverantwortlicher, 2. Vorsitzender oder Turnierdirektor des Bernd-Best-Turniers.

Die Nationalmannschaft

Nachdem 1992/1993 die ersten Mannschaften in Heidelberg und Mainz entstanden, dauerte es nicht lange, bis eine Nationalmannschaft gegründet wurde. Bereits 2 Jahre später, im Jahr 1995, tauchte die deutsche Mannschaft dann erstmals bei der Europameisterschaft in Göteborg (Schweden) auf und schloss diese sehr erfolgreich mit dem 4. Platz ab. Seitdem nahm die Nationalmannschaft an 11 Europameisterschaften teil und konnte sich über 3 Silber- und 3 Bronzemedaillen freuen.

Mannschaftsbild EM 1997 Njimegen/NL

Photocredit: Heiko Striehl

Weitere Erfolge gab es bei der Teilnahme an Weltmeisterschaften und Paralympics. Bis auf die allererste WM 1995 in Nottwill (Schweiz), konnte sich die deutsche Mannschaft immer qualifizieren. Zu einer Medaille hat es bislang nicht gereicht – dafür gab es zahlreiche Gründe.

Mannschaftsbild WM 1998 Toronto
Photcredit: Heiko Striehl

Mannschaftsbild Paralympics 2000 Sidney
Photcredit: Heiko Striehl

Mannschaftsbild 2016
Photcredit: Rollstuhl-Rugby „Die Nationalmannschaft“

Mannschaftsbild 2019
Photcredit: Rollstuhl-Rugby „Die Nationalmannschaft“

Das Ligasystem

1995 wurde zum ersten Mal der Deutsche Meister im Rollstuhl-Rugby ausgespielt: Zu Beginn noch in einer einzigen Liga deutschlandweit und mit nur wenigen Mannschaften. Bis 2001 gab es einen Finalspieltag am Ende der Saison. Über die Jahre hinweg wurden die Regionalligen Nord-Ost/Süd und West gegründet sowie die 2. Bundesliga in Nord und Süd geteilt. Mittlerweile nehmen über 20 Mannschaften am Ligabetrieb teil. Deutscher Rekordmeister sind die Heidelberg Lions gefolgt von den Koblenz Speedos. 

Deutsche Meister 1997 – Heidelberg
Photcredit: Heiko Striehl

Deutsche Meister 2011 – Koblenz
Photcredit: Anke Opiela

Neben den nationalen Ligen war Deutschland der Erfinder der Champions League – eine Liga, die einst die besten Teams aus Europa nach Deutschland zu Spieltagen brachte und die das Niveau unserer deutschen Spieler und auch der deutschen Schiedsrichter stark angehoben hat. Als Seriengewinner ist das Team „The Rebels“ aus Karlsruhe zu erwähnen.  Auch andere deutsche Mannschaften waren in der Champions League vertreten, z. B. die Munich Rugbears (München), die Koblenz Speedos (Koblenz), Cologne Alligators (Köln) und die Rugby Rats (Mix-Mannschaft).

Zur Saison 2020/2021 gab es eine Neustrukturierung im Ligabetrieb, die bei der Jahreshauptversammlung im Oktober 2020 beschlossen wurde: Der Ligabetrieb wird künftig im Kalenderjahr, statt wie bislang im Schuljahr, stattfinden. Zudem wurde das Ligensystem überarbeitet. Sobald der Ligabetrieb in Deutschland wieder startet, wird es neben der Regionalliga, die weiterhin in Nord/Ost, Südost und Südwest geteilt ist, die Bundesliga und eine internationale Liga (Champions Cup) geben.  

Geänderte Spielregeln in den letzten 25 Jahren

Ein paar Spieler, die vor 25 Jahren angefangen haben, spielen tatsächlich heute immer noch. Gerade diese Spieler mussten immer wieder neue Regeln lernen, um dem schnelleren Spiel gerecht zu werden.

  • Einführung von max. 40 Sekunden für einen Angriff
  • Reduzierung von 15 Sekunden auf 12 Sekunden, um das Rückfeld zu verlassen
  • Einführung und Abschaffung von der „Trap“
  • Abschaffung vom Stalling
  • Reduzierung der Time Outs von 60 Sekunden auf 30 Sekunden
  • Einführung von 2 zusätzlichen Time Outs für den Trainer
  • Einführung und Abschaffung der gelben und roten Karten
  • Einführung vom Flagrant Foul

Dem größten Wandel in den vergangenen 25 Jahren unterlagen aber die Rugby-Stühle.

Vorreiterrolle von Deutschland

In den letzten 25 Jahren hat Deutschland einige Änderungen im Bereich Rollstuhl-Rugby auf den Weg gebracht, die uns von anderen Ländern unterscheiden.

  • Einführung des 7 Punkte-Ligasystems
  • Einführung des 1,0 Punkte Frauenbonus
  • Einführung der spielorientierten Klassifizierung

Auch die Einführung eines Frauenbonus auf internationaler Ebene wurde von Deutschland auf den Weg gebracht und international umgesetzt. In Folge dessen spielen auch in Deutschland mehr Frauen als zusammen im Rest der Welt. Die Erfolge der Frauenmannschaft „Not Guilty“ um Trainer Bert Metzger zeugten davon.

Bzgl. der Klassifizierung haben wir nicht viele Änderungen gegenüber dem internationalen System in den letzten Jahren aufgebaut. Während international der Schwerpunkt auf anspruchsvolle Muskeltests gelegt wird, hat in Deutschland die Spielbeobachtung einen deutlich größeren Einfluss. Hier bestehen die Klassifizierer deutlich öfter aus erfahrenen Spielern, die anhand der Fertigkeiten des Spielers eine gerechte Einschätzung vornehmen.

Deutschland
hat viel erreicht!

Aber es gibt trotzdem noch viel zu tun…

Wir haben in den letzten 25 Jahren vieles auf den Weg gebracht. Vom weltweit größten Rollstuhl-Rugby Turnier, dem Bernd-Best-Turnier in Köln (seit 1999), bis hin zu vielen anderen Turnieren, die es möglich machen, fast die Hälfte des Jahres mit Rugby unterwegs zu sein: Verrückte Turniere wie die 24-Stunden-Turniere in Greifswald oder regionale Turniere wie der Printen Cup in Aachen oder der Schängel Cup in Koblenz.

Wir haben auch und gerade im Bereich Schiedsrichterwesen viel erreicht, sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene. Es gibt kein großes Turnier mehr ohne deutsche Beteiligung – egal ob EM, WM oder Paralympics. Unsere Ziele für die Zukunft: Eine Verbesserung in der Weltrangliste, eine stärke Beteiligung im internationalen Klassifizierungswesen und einen stärkeren Einfluss auf internationale Entscheidungen. Nur gemeinsam können wir die nächsten 25 Jahre angehen…

Anke Opiela, 2. Vorsitzende (2017)

6 deutsche Schiedsrichter auf der EM 2009
Photcredit: Sylwia Sekowska